Manchmal sollte man Orgel spielen

Gigantische Mosaikfazierungen, hohe Decken, dicke Mauern , eine schmale Wendeltreppe zu einer Orgel hin- all das füllt meinen Blick, als ich mich in dieser wunderschönen, alten Kirche umsehe.

Ich versuche das alles auf mich wirken zu lassen, die Atmosphäre zu spüren und dem Mönch zu lauschen, der uns einige Zusatzinformationen gibt. Er spricht von einem reichen Grafen, der diese Kirche errichten ließ; von hinterlistigen Stiefsöhnen, die versuchten, den Bau zu stoppen und von Bauarbeitern, Künstlern, Frommen, die Tage, Monate, Jahre lang damit verbrachten, diese Kirche nicht zu nur zu einem Gebäude zu machen, sondern viel mehr zu einer Anbetungsstätte in sich, zu einem Ort der Kunst, zu einem Hafen für suchende Menschen.

 Das ist alles nicht mein Stil- wirkt zu kalt, zu pompös, zu unnahbar.

Aber dieser Mönch, der da in seiner schwarzen Kutte vor mir steht, seine Brille nach oben schiebt und mit einer sanften und doch humorvollen Art von seinem Leben in dieser Kirche und der dazugehörigen Abtei erzählt- der begeistert mich.  " Ich wurde dazu berufen!", sagt er. Berufen  in einem Kloster zu leben. Berufen zu einem Lebensstil, der auf Verzicht und auf " Ora et labora" aufgebaut ist. Berufen zu einer Distanz zu all dem, was bürgerlichen Alltag ausmacht; zu der Art, wie seine Familie lebt.

 

Das mag nicht immer leicht sein. Berufung heißt wohl auch Opfer bringen. Aber davon erzählt er nichts. Er lächelt nur, erzählt von seinem Tischdienst, von der riesigen Gärtnerei hinten, von morgendlichen Lobgesängen und ich selbst?

Ich kann mir nicht vorstellen, diesen Lebensstil ebenso zu führen.

Ich kann mir nicht vorstellen, in  einer Lebenskommunität zu leben.

Ich kann mir nicht vorstellen, jeden Morgen um 5:30 aufzustehen, um diese gigantische Kirche mit Leben zu füllen.

Aber ich kann sein Lächeln nachempfinden, als er von dem erzählt, wovon er begeistert ist.

Und als er mir anbietet, mich einmal auf dieser erhöhten Orgel einbisschen spielen zu lassen und wir die einzelnen Stufen der Wendeltreppe hochsteigen und schließlich nebeneinander vor diesen unzähligen Tasten sitzen- da wird er mir plötzlich nahbar, dieser sonst so fremde Mensch mit dem noch fremderen Lebensstil.

 

Ich muss grinsen, als ich die einzelnen Orgeltasten spiele und wahrscheinlich ganz untypische Lieder in der Kirche erklingen lasse- Berufung- das ist doch etwas, was uns alle ziehen sollte, oder?

Den Einen möglicherweise in eine Kommunität,

mich in zwei Monaten schon wieder an einen anderen Ort zum Studieren.

Aber Berufung ist eben für jeden Mensch unterschiedlich.

 

Ich lieb es , wenn ich Menschen treffe, die sich mit ganzem Herzen dem verpflichten, was sie als ihre Lebensaufgabe sehen-

ich lieb es, wenn ich von Menschen höre, die Geschichten erzählen, die nicht in Vergänglichkeit, sondern in Ewigkeit hineingeschrieben sind.

Ich lieb es, wenn man in einem fremden Menschen eine Gemeinsamkeit, ein vereinender Glaube und irgendwo doch den gleichen Autor findet....

und ich lieb es, wenn ich Orgel spielen darf und Spaß daran habe,

obwohl ich immer davon geredet habe, dass das doch wohl das schlimm klingendste Instrument sein muss.....

 

 

Orgel spielen auf " höchstem Niveau"
Orgel spielen auf " höchstem Niveau"

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