Und woher kommst du denn so?

Da sitzt man in seiner neuen Klasse.

25 fremde Gesichter.

Ein fremdes Gesicht, das vorne mit Zettel und Stift bewaffnet, versucht alle anderen 25 kennenzulernen. Mit einer Namensliste.  Mit Fragen. Mit dem " Woher kommst du? Warum bist du hier? Was hast du vorher gemacht? Wie heißt du eigentlich? Magst du nicht ein Namensschild basteln?"

 

Man antwortet und teilt ein kleines Puzzlestück von dem, was man vorher gemacht hat, was man erlebt hat und was einen irgendwo irgendwie irgendworin geprägt hat. Aber eigentlich ist es ganz schön schwierig seiner Lebensgeschichte in ein paar kurzen Sätzen gerecht zu werden. Da ist doch noch so viel mehr zu erzählen. Wenn ich sage, dass ich letztes Jahr etwas "Schönes" erlebt habe, dann meine ich doch nicht nur, dass ich etwas Schönes erlebt habe, sondern, dass es Menschen gab, die mich geliebt haben, obwohl ich Fehler gemacht habe und die mich in ihr Zuhause eingeladen haben und dadurch Zuhause für mich wurden und die mir gezeigt haben, was ich kann und was eben auch nicht und bei denen ich meinen Berufswunsch gefunden habe und erste Schritte darin gehen konnte.  Schön? Ja natürlich war es schön, aber das einzelne Wort " schön" ist doch viel zu begrenzt, um dem vollen Wert gerecht zu werden.

 

Woher ich komme? Ich könnte eine Stadt nennen, Orte aufzählen. Ich könnte meinen Pass zeigen und typische Dialekt-Wörter sagen.... aber woher ich komme, besteht doch aus so viel mehr, als nur aus Worten. Da stehen Geschichten hinter. Da stehen Menschen hinter. Und wir als Personen stehen davor und dürfen nicht begrenzt werden.

 

Und ich setze hier eine Memo für mich selbst und sag : Ich mag Menschen kennenlernen und sie nicht begrenzen. Ich mag sie nicht nur fragen, woher sie kommen, sondern wer sie mal waren und wer sie jetzt sind. Ich mag Menschen nicht nur fragen, wie sie hierher gekommen sind, sondern wovon sie geträumt haben, als sie kamen. Ich mag Menschen nicht nur bitten, ein Namensschild aufzustellen, sondern ich mag sie einladen , einen Kaffee anbieten und sie sich selbst vorstellen lassen. Nicht nur aufstellen, sondern vorstellen.

 

Und ich mag... dass ich all das, was ich mag, auch umsetze und nicht nur davon schreibe.

 

Woher ich komme?

Lass mir dazu eine Geschichte erzählen...

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Papa (Samstag, 14 November 2015 13:41)