der moderne Mensch und Baby Jesus

Lasst uns für einen kurzen 3-Minuten- Moment einmal diese Szene spinnen:

Lasst uns kurz einmal eine neue Version von der Geschichte mit dem großen, strahlenden Stern und dem neugeborenen Babykönig erfinden.

Lasst und kurz einmal einen modernen Menschen zu Maria, Josef , Hirten und den Waisen bringen,

lasst uns kurz einmal seine Gedanken, Gefühle und Ansichten zum Klingen... bringen...

 

während er läuft.

Er läuft neben einem bepackten Esel, einer schwangeren Maria und dem jungen Josef und er beschwert sich!

Seit Nazareth spürt er einen stechenden Schmerz im Schuh,

ein Stein der sticht,

diese ungeteerten und ungepflegten Straßen- das gibt es doch nicht,

in seiner Welt bezeichnet man soetwas als baufällig!

 

Außerdem wo sind Emails und Telefonate, wenn man sie braucht?

Denn damit hätte man diesen ganzen Wirbel gar nicht gebraucht,

aber sicher-

kilometerweit in seine Heimatstadt zu laufen,

nur um sich in irgendein wichtiges Dokument eintragen zu lassen,

nur um August einen groben Überblick über seine Bürgeranzahl zu verschaffen

- das, das geht natürlich auch!

 

Der moderne Mensch seufzt! Was soll man denn auch schon von diesen altmodischen Menschen erwarten, die in der Vorstellung von vor 2000 Jahren denken?

 

Zumindest darf man erwarten ein Bett nach so einer langen Strecke zu bekommen, aber nein-

da muss die Erzählung leider auch schon wieder passen

und der moderne Mensch beginnt nicht nur innerlich, sondern mittlerweile auch äußerlich auszurasten.

Er brüllt einen hilflosen Wirten an, der betont, nun wirklich kein Zimmer mehr frei zu haben

und versichert ihm, ihn bei der nächsten Gelegenheit und weniger starken Schmerzen im Schuh anzuklagen!

 

Diese ganze Reise fängt an dem modernen Menschen über den Kopf zu steigen

und er geht noch den Grund der Reise durch, um sich irgendwie einen Sinn zusammen zu reimen:

Erst begegnet einer Maria ein Engel,

sie wird schwanger vom heiligen Geist

und Josef so mitfühlend, dass er fast seinen Job und sein altes Leben schmeißt.

Ein anderer Engel ermutigt ihn, bei ihr zu bleiben

und gemeinsam laufen sie nach Bethlehem, um sich in einem riesigen Buch einzuschreiben.

Aber dann hat kein einziges Wirtshaus einen Platz für sie-

man muss schon sagen, die Erzählung folgt dem Ablauf der üblichen Dramaturgie!

 

Aber nein, es geht noch schlimmer , die Geschichte wird auf die Spitze getrieben,

nur in einem Stall findet Maria, Josef und der moderne Mensch ein Fünkchen Frieden.

Der moderne Mensch fragt sich inmitten von Esel und Kuh und in all seinem Groll

wozu denn nur all der Wirbel gut sein soll.

 

Weder Krankenschwester ,

noch Hebamme,

noch Arzt

leisten der jungen Maria Gesellschaft,

doch Baby Jesus kommt trotzdem zur Welt-mitten in der Nacht

und man sagt durch göttliche Kraft.

 

Der kleine Jesus in seinen jungen Momenten scheint schon relativ publik zu sein,

denn sehr bald kommen schon die ersten Gratulanten zur Tür herein.

 

Nicht Großeltern , Tanten oder entfernte Cousinen, sondern Sterndeuter sind von weither angereist

, der moderne Mensch hält dieses Unterfangen für groben Zeitverschleiß.

Außerdem, was sind denn das für lächerliche Geschenke, die sie mit sich bringen?

Wie soll denn bitte an ein Baby an Gold, Weihrauch und Myhrre Gefallen finden?

Wen wollen die denn eigentlich mit ihren hochtrabenden Geschenken beeindrucken-

ihn jedenfalls nicht, er kann nur abfällig mit der Schulter zucken.

 

Windeln, die ersten Fußballschuhe, ein Kuscheltier, das hätte es doch auch getan,

aber im Gegensatz zu ihm, schauen die jungen Eltern die Sterndeuter sehr dankbar an.

 

Ha- was die können, kann ich auch denkt sich der moderne Mensch und zuckt sein Smartphone ganz geschwind-

wäre doch gelacht,

wenn er Baby Jesus nicht jetzt schon 1000-Likes bei Facebook verschafft!

Er denke wenigstens an die Öffentlichkeit,

aber siehe da- scheinbar ist er der Einzige und niemand sonst hat dafür Zeit.

 

Denn schon stehen die nächsten Gratulanten an der Tür bereit und

der moderne Mensch muss mächtig die Nase rümpfen:

Zu Kuhgestank und Eselduft mischt sich jetzt noch der Schafgeruch.

Hirten kommen ehrfürchtig hinein

und der moderne Mensch ermutigt " Los, los,  bloß nicht so schüchtern sein."

 

Aber er wird überrascht,

denn keiner der Hirten macht mit Baby Jesus,

was man sonst eben so mit hilflosen, schreienden Wesen macht.

Sie versuchen nicht Grimassen zu schneiden,

um ihn zum Lachen zu bringen,

sie beginnen nicht ein Kinderlied zu singen,

sie kraulen nicht den kleinen Kopf,

bewundern nicht die winzigen Füßchen,

sie....

sie knien sich nur nieder.

 

Und der moderne Mensch fragt sich erneut, er fragt sich wieder:

" Was hat es mit dieser seltsamen Geschichte auf sich und warum verstehe ich sie nicht?"

 

Die Hirten- sie beten dieses Baby an-

sie vertrauen Jemanden, der im Moment noch nichts für sie tun kann.

Sie sehen einen König in Jemanden,

der sie im Augenblick vielleicht noch nicht einmal selbst sieht,

weil er in den Armen seiner Mutter liegt!

 

Sie glauben an einen Schöpfergott,

der irgendwie da mit hinein wirkt,

der in dieser dramatischen und verrücken Geschichte eine wunderschöne,

heilende und Frieden-bringende Absicht birgt.

 

Die Hirten- sie legen ein Versprechen ab:

Sie würden warten,

bis Baby Jesus alt genug war,

um sie zu retten,

um sie zu befreien

und der moderne Mensch fragt sich:

wie passt diese Einstellung in meine Welt denn nur hinein?

 

Warten- Vertrauen haben.

nicht in derselben Sekunde zu einem Frage schon die Antwort haben,

das scheint eher abstrakt zu sein!

In der modernen Welt tippt man für eine Information schnell etwas in seinen

Laptop ein-

Gott hingegen lässt in dieser Geschichte einen überdurchschnittlich großen Stern

die Information für einen neuen König sein.

 

In der modernen Welt regieren Fast-Food und Instant- Produkte,

man möchte nicht lange warten,

denn Warten ist Zeit

Zeit ist Geld

Geld ist Macht

und ohne Macht

und ohne Glück,

wird man in der modernen Welt einbisschen lebensverrückt!

 

Eigentlich- eigentlich bräuchte man einen Instant- Jesus!

Auf die Welt kommen-

Wunder tun, Menschen heilen,

sich mit der Bergpredigt bisschen mehr beeilen,

schnell nach Golgatha eilen,

sterben, auferstehen

retten-

zack,

alles innerhalb der Zeit,

die Whatsapp braucht, um ein neues Design zu kreieren,

denn komm schon- beim Retten der Welt gilt es nun wirklich nicht Zeit zu verlieren!

 

Doch der moderne Mensch beginnt langsam zu verstehen, langsam zu begreifen,

dass seine eigene Vorstellungskraft nicht an die der Göttlichen heranreichen.

Ihm wird durch Baby Jesus ein Angebot gemacht:

Kannst du warten?

Vertraust du mal meiner Macht?

Glaubst du an einen Gott, der einen auch durch Prozesse, manchmal durch dreizig Jahre

hindurchgehen lässt

oder hältst du weiter an deiner gehetzten Instant- Moral fest?

 

Und auch ich beginne zu verstehen:

Das hat etwas mit mir zu tun, mit meinem Leben-

denn ich kann lange und breit davon reden,

aber eigentlich... eigentlich fällt es mir sehr schwer zu

warten!

Nicht immer sofort alles zu sehen,

nicht immer sofort allem Sinn zu geben.

 

Ich möchte nicht Iniativ-und Aktionsgeist schrumpfen lassen,

aber Mut, Raum und Ort zum Warten Schaffen.

 

Baby Jesus lädt mich zum Warten ,

zum mich Hinknien ein!

Ich darf heute anfangen,

weniger gehetzt,

weniger gestresst,

sondern auch mal... still zu sein!

Ich darf eine Erwartete Wartendene sein!

Denn Baby Jesus-

er wartet auf mich,

auf dich,

eigentlich, ja eigentlich auf jeden von uns!

 

Und als Erwartete darf ich in den Warteraum treten,

glauben, hoffen, träumen, leben,

Ewigkeitswert in den Alltag hineingeben,

Himmelsglanz sehen

und WARTEN!

vor allem darf ich... Warten!

 

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